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Teil 2 - Wie eine Wehr trotz defektem Löschfahrzeug einsatzbereit bleibt

Im Mai 2022 wurde nach einer umfangreichen technischen Untersuchung festgestellt, dass die Feuerlöschkreiselpumpe - das Herzstück des Löschgruppenfahrzeug LF16/12 - irreparabel defekt ist. Nach Beratung zwischen Feuerwehr und Stadtverwaltung kam ein teurer Austausch der Pumpe nicht mehr in Frage. Stattdessen sollte die Beschaffung des Nachfolgefahrzeuges HLF20 beschleunigt werden. Doch wie behilft man sich zwischenzeitlich?

Während wir in Teil 1 unserer Serie auf die Einsatzzeit der Jahre 1992-2022 des LF16/12 zurückgeschaut haben, befasst sich dieser Teil damit, wie sich die Feuerwehr Reichelsheim nach dem Defekt der Feuerlöschkreiselpumpe am LF16/12 bis zu Lieferung des neuen HLF20 beholfen hat.

Das LF16/12 war bis auf den Pumpendefekt ja eigentlich noch einsatzfähig. Eine einfache kurzfristige Maßnahme war zunächst die Anpassung des Alarmplanes. Dem LF16/12 musste bei einem noch so kleinen Einsatz immer ein weiteres Löschfahrzeug aus einem anderen Stadtteil zur Seite stehen.

Ein TSF-W übernimmt
Einige Tage später wurde das Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-W aus dem benachbarten Heuchelheim in Reichelsheim stationiert, um ein Fahrzeug mit Pumpe und Löschwassertank direkt im ersten Abmarsch verfügbar zu haben. Dies wurde nach Gesprächen mit der Heuchelheimer Wehr möglich gemacht. 'Wir haben dafür das Reichelsheimer Mannschaftstransportfahrzeug nach Heuchelheim gestellt und die beiden Wehren im Einsatzfall grundsätzlich zusammen alarmieren lassen.', erklärt Stadtbrandinspektor Pipperek den Notfallplan. Es war ein 'Meet and Greet'-System. Reichelsheim rückte parallel mit TSF-W und LF16/12 aus, die Feuerwehr Heuchelheim kam mit den Mannschaftsfahrzeugen zur Verstärkung dazu.

TSF-W Heuchelheim
Zunächst stand das Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-W aus Heuchelheim dem LF16/12 bei.
(Archivbild)

Nochmaliger Tausch: TSF-W gegen TSF-W
Etwas umständlich war die bisherige Lösung für die Feuerwehr Heuchelheim. Bei deren Übungen musste die Nutzung des TSF-W immer erst mit Reichelsheim abgestimmt, das Fahrzeug geholt und nachher wieder zurückgebracht werden. Mitte Juli 2022 fand sich eine Alternative. Im Stadtteil Dorn-Assenheim wurde ein neues Staffellöschfahrzeug StLF20 in Dienst gestellt. Das Vorgängerfahrzeug - ebenfalls ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-W - stand nun zur Verfügung. Es wurde soweit mit Geräten bestückt, dass es für den Ersteinsatz bei einem Brand einsatztauglich war und stand nun dem LF16/12 als 'Pumpenersatz' zur Seite. Ein weiteres Mal mussten sich die Reichelsheimer Einsatzkräfte mit einem neuen Fahrzeug vertraut machen und damit üben.

TSF-W Dorn-Assenheim
Als das Tragkraftspritzenfahrzeug TSF-W aus Dorn-Assenheim durch ein neues Staffellöschfahrzeug ersetzt wird, konnte es in Reichelsheim das TSF-W der Feuerwehr Heuchelheim ablösen.
(Archivbild)

Leihfahrzeug aus Karben
Wirklich zufriedenstellend war die Lösung mit zwei Fahrzeugen nicht. 'Wir mussten immer darauf achten, dass beide Fahrzeuge entsprechend besetzt waren und gleichzeitig ausgerückt sind', erinnert sich der Reichelsheimer Wehrführer Benjamin Freiter. Problematisch war auch, dass Tankinhalt und Leistung der Tragkraftspritze des TSF-W nicht vergleichbar waren mit dem LF16/12. All das musste im ersten Moment bei einem Einsatz beachtet werden.

Eine wesentlich bessere Lösung bot sich der Reichelsheimer Wehr Ende August. 'Bei Gesprächen mit dem Karbener Stadtbrandinspektor Christian Becker haben wir erfahren, das dort war ein Fahrzeug des gleiches Typs LF16/12 aufgrund einer Ersatzbeschaffung abgängig ist', erzählt der Reichelsheimer Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek. Das Karbener Fahrzeug konnte der Feuerwehr Reichelsheim übergangsweise zu Verfügung gestellt werden. Wie es genau zu dieser Leihgabe kam, erzählen wir in Teil 4 unserer Serie.

LF16/12
Dankbar übernimmt Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek (l.) ein fast baugleiches LF16/12 aus Karben als Leihgabe von Stadtbrandinspektor Christian Becker und Wehrführer Marco Kittner-Meier (r.).

Umbau in nur vier Stunden
Am 29.August 2022 brachten der Karbener Stadtbrandinspektor Christian Becker und der Wehrführer der Feuerwehr Karben Mitte, Marco Kittner-Meier, das Leihfahrzeug nach Reichelsheim. Es handelte sich um ein LF16/12 von Schlingmann auf einem Mercedes-Fahrgestell ähnlichen Baujahres wie das Reichelsheimer LF16/12. Rund ein Dutzend Reichelsheimer Feuerwehrfrauen und -männer machten sich eifrig an die Arbeit. Bereits einen Tag später war das Fahrzeug einsatzbereit. Innerhalb von nur vier Stunden waren alle Geräte sicher in dem Leihfahrzeug verstaut. 'Wir hatten den großen Vorteil, hier ein fast baugleiches Schlingmann-Fahrzeug zu haben', erinnert sich Wehrausschussmitglied Alexander Hitz. 'Vieles konnte direkt umgeräumt werden, nur bei wenigen Geräten mussten wir die entsprechenden Halterungen umbauen.', so Hitz weiter. Durch das damals von Schlingmann verbaute Schubladensystem konnten Auszüge teilweise einfach ausgetauscht werden. Auch die Feuerlöschkreiselpumpe war von der Bedienung identisch, so dass kein Schulungsaufwand entstand. Etwas gewöhnungsbedürftig war das Fahrzeug für die Reichelsheimer aber dennoch. 'Wir haben uns 1992 nach Probefahrten für den MAN 12.232 als LKW-Fahrgestell entschieden. Karben hat das Pendant MB1222AF von Mercedes gewählt. Er fährt sich doch etwas anders.', resümiert Maschinist Armin Nohl.

LF16/12
In nur vier Stunden haben die Reichelsheimer das geliehene LF16/12 aus Karben einsatzbereit gemacht. Viele Geräte haben direkt gepasst, ganze Auszüge konnten umgelagert werden.

Das Karbener Fahrzeug kann so lange in Reichelsheim bleiben, bis das neue Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF20 einsatzbereit in Reichelsheim sein wird. Um das Karbener LF16/12 in dieser Zeit für die Reichelsheimer Einwohner kenntlich zu machen, half der Feuerwehrförderverein ganz unkompliziert: Schon drei Tage später war das Fahrzeug neu beschriftet und mit dem Reichelsheimer Stadtwappen versehen.

LF16/12
Auch wenn das Karbener Fahrzeug nur rund ein halbes Jahr in Reichelsheim sein wird: Man soll schon sehen, dass die Reichelsheimer Feuerwehr da ist. Unkompliziert konnte das Fahrzeug dank Initiative des Feuerwehr-Fördervereins neu beschriftet werden.

Während sich Stadtbrandinspektor Pipperek und die Reichelsheimer Feuerwehr um die Einsatzfähigkeit mit verschiedenen Löschfahrzeugen gekümmert haben, wurde im Hintergrund allerdings auch etwas viel Wichtigeres vorangetrieben: Die schnellstmögliche Ersatzbeschaffung eines HLF20. Wie es Feuerwehr und Stadtverwaltung gemeinsam innerhalb eines halben Jahres geschafft haben, ein Neufahrzeug auszuwählen und einen Lieferanten zu finden, erzählen wir im Teil 3 dieser Serie.

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